Quellen

Bücher: Das Gesamtwerk von Nuno Oliveira / quote

Nuno Oliveira ist der Meister der klassischen Dressur, einige sagen, DER Meister der Hohen Schule. Sicherlich ist er eine Referenz, wenn es um Dressur geht, und ich war erstaunt, als ich ihn las: Es gibt soviel Gemeinsames zwischen klassischer Dressur und Natürlicher Reitkunst. Ich habe die Oeuvres Complètes von Nuno Oliveira auf Französisch gelesen und analysiert, doch will mich auf die Bücher beziehen, die auf Deutsch übersetzt und herausgegeben wurden: Gedanken Über Die Reitkunst (1965), Klassische Grundsätze der Kunst Pferde Auszubilden (1983), Junge Pferde, Junge Reiter (1987)…

Es gäbe eine Menge über Nuno Oliveira zu schreiben. In wenigen Worten können wir sagen, dass er der direkte Nachkomme von Xenophon und aller genussvollen Reiter ist, die dessen Pfad gefolgt sind. Der Dressurmeister zitiert sehr häufig französische Reitspezialisten wie Rittmeister Beudant, und wichtiger noch, François Baucher und François Robichon de la Guérinière.

Verlange viel, sei mit wenig zufrieden und belohne oft.

Rittmeister Beudant

Oliveira ist für die Dressur das, was Dorrance für das Westernreiten ist

Diese Männer halte ich für Cousins in der Reitkunst. Tom Dorrance war der Mentor vieler großer Reiter, man sagte, er aber ein Talent für Pferde, ein spezielles Verständnis; in der Welt der klassischen Dressur hat Nuno Oliveira dieselbe Aura. Beide sind über die Grenzen ihrer Länder hinweg berühmt geworden, beide haben für Pferde gelebt. Ich war wirklich verblüfft, als ich las, wie Nuno Oliveira über Gefühl, Timing und Balance sprach. Der Reitausbilder spricht über den Takt und erinnert dann, wie wichtig es ist, das Pferd zu fühlen, zu lockern und rechtzeitig zu belohnen, und letztlich erklärt er, wie man die Balance des Reiters nutzen kann, um das Pferd sanft und natürlich zu führen.

Das Gesamtwerk von Nuno Oliveira: Klassicher Dressur und Natürliche Reitkunst

Ich könnte den Artikel dazu nutzen, um auf Gemeinskeiten zwischen den beiden Männern hinzuweisen: sanftes Gefühl, Vorbereitung des Übergangs, sanft und feinfühlig sein, keine Hilfsmittel (und das in der Dressur!!!), das Pferd als das betrachten, was es im Moment ist und nicht als das, was wir uns vorstellen, etc. Da ist noch etwas Wichtiges, das Nuno Oliveira anführt…
Nur der, der das Pferd liebt, es versteht und fühlt, kann auch den Takt halten.

Gedanken Über Die Reitkunst, Nuno Oliveira

Hohe Schule vs Dressur
Reiter: Nuno Oliveira, Meister auf Natürlichen Dressur
Der fachkundige Dressurreiter, der Ecuyer, wie er ihn gern nannte, ist derjenige, der weiß, dass Reiten sehr viel mehr als pure Technik ist. Er ist der derjenige, der nicht vergisst, dass Reiten Kunst und nicht Sport ist. Er ist letztendlich derjenige, dem bewusst ist, dass Kunst nicht ohne Liebe existiert. Und hier liegt die Spaltung zwischen Hoher Schule und Dressur, so wie sie von Nuno Oliveira selbst erklärt wird. Er tendiert dazu, eine Lateinische Schule – meist gefördert durch den Reitstil, wie er jahrhundertelang in Frankreich praktiziert wurde – einer Angelsächsischen Schule gegenüber zu stellen, welche im Grunde die Deutsche Dressur ist. Ich möchte im Bezug auf Nationen nicht gern verallgemeinern, da ich glaube, dass das Problem heutzutage ein internationales ist, und eigentlich stimme ich viel mehr mit seiner anderen Hauptidee überein: Reiten für Preise gegen Reiten für Pferde.

Ich will ganz offen sein. Leute, die in Wettbewerben und Shows nach Preisen und Ruhm jagen, vergessen die Quintessenz des Reitens: das Pferd! Sie suchen nach schnellen Lösungen, um spezifische Reaktionen und Bewegungen vom Pferd zu bekommen, sie zwingen ihre vierbeinigen Partner, auf die ein oder andere Weise zu gehorchen. Die psychische und physische Ganzheit und Würde des Pferdes werden zugunsten von Kameras und Schleifen beiseite gedrängt…

Reitkunst bedeutet nicht, Beobachter zu beeindrucken, sondern Harmonie und Verständnis mit dem Pferd herzustellen, so dass der Reiter auch nach dem Absteigen Momente ursprünglicher Schönheit erlebt und fühlen kann, dass sein Geist sich über Primitivität und Durchschnittlichkeit erhoben hat.

Erinnerungen eines portugiesischen Reiters, Nuno Oliveira

Ein wenig altmodisch

Nuno Oliveira war Portugiese, der in der Sechziger Jahren anfing, Bücher zu schreiben, er gehörte zu einer bestimmten geschichtlichen Zeit, und einige seiner Prinzipien würden heute als altmodisch angesehen werden. In gewisser Hinsicht denke ich, dass einfach aufgrund seines zeitlichen Kontexts seine Ideen nicht erschöpfend verwirklichen konnte. Zum Beispiel fand ich es merkwürdig, dass ein solcher Mann, der Pferde und das, was sie darstellen, so sehr liebt, mit einem Jungpferd nicht sanfter beginnt: In der Tat erklärt er in seinem letzten Buch, wie drei Helfer kommen sollen und das Pferd an Zügel, Sattel und Peitsche gewöhnen sollen. In Erinnerungen… erzählt er uns, wie zwei seiner eigenen Dressurpferde ihn abwarfen! In einem anderen Buch erwähnt er, wie vorsichtig er mit dem Abnehmen seines Hutes sein musste, um sein Pferd während der Shows nicht zu erschrecken…

Um diesen Artikel nun abzuschließen, würde ich gern die Idolisierung des Mannes abmildern, da ich glaube, das niemand einem Meister folgen und dass Reiten keine Religion sein sollte. Es steht dennoch außer Frage, dass Nuno Oliveira auf seine eigene Weise ein großer Pferdefachmann war und dass eine Menge von Dressurpferden besser leben würden, wenn ihre Reiter seine Bücher läsen. Ich habe nicht all die praktischen und technischen Informationen erwähnt, die in den Gesamtwerk enthalten sind, aber gerade sie sind eine sehr interessante und leicht anzuwendende Quelle von Dressurübungen und Reittips, die für alle Reiter sinnvoll sind.

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